Mit Direktvertrieb in die Zukunft?

19. Februar 2010 Wirtschaft Kommentare deaktiviert

Bei der gestrigen Veranstaltung der Wirtschaftskammer Osttirol referierte Michael Lebesmühlbacher – Gründer der Gemüsekiste – über seine Erfahrungen im Direktvertrieb.

Quelle: Tiroler Gemüsekiste

Quelle: Tiroler Gemüsekiste

Aus der Saatgutbranche kommend, hatte er den Zugang zu den Bauern und wusste um ihre “Leiden & Probleme” bescheid. Harte Arbeit, hohe Abhängigkeit vom Großhandel und keine Zeit, die Produkte selber professionell zu vermarkten. Dieses Klagen hat Lebesmühlbacher oft gehört, so oft, dass er daraus ein Geschäft machte und daran ging das Produkt Gemüsekiste zu entwickeln. Während seinem Vortrag ging mir ein Licht auf und mir wurde klar, welche Bedeutung Direktvermarktung zukünftig haben wird. Lebensmühlbachers Verständnis der Direktvermarktung fußt nämlich auf vielen Eckpunkten, die  für eine nachhaltige Zukunft notwendig sind. Ein paar wenige Punkte dazu:

  • Serviceorientierung – der Mensch und nicht der Profit steht im Mittelpunkt.
  • Soziale Orientierung – persönliche Beziehungen und Vertrauen aufbauen.
  • Dezentralität – die Gemüsekiste verfügt über keine großen Lager.
  • Autonomie der kleinsten Einheit – Heimarbeit in der Verwaltung, im Marketing und der Produktion.
  • Mehrfachnutzung von Strukturen – Nutzung der Lager & Transportmöglichkeiten der Bauern.
  • Funktionsorientierung statt Produktorientierung – die Produkte in der Gemüsekiste sind jahreszeitlich variabel. Es geht um gesunde Ernährung und nicht um eine Gemüsesorte.

Sehr viele Aspekte entsprechen den Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Das Produkt Gemüsekiste besticht natürlich auch dadurch, dass es auf der Trendwelle der Regionalität und der gesunden Ernährung surft. Der Erfolg mit 100.000 ausgelieferten Gemüsekisten im Jahr 2009 an 3.000 Abokunden spricht für sich.

Dass Direktvermarktung im Aufstieg begriffen ist, zeigen auch die weltweiten Zahlen: Während 1988 8,5 Mio. Geschäftspartner im Direktvertrieb tätig waren, sind es heute 63 Mio. Der Umsatz beläuft sich auf ca. 100 Mrd. Dollar.

Direktvermarktung wird die Welt nicht retten, doch hat sie das Potenzial durch ihre dezentrale Organisation und Integration in lokale Kreisläufe einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsform (eventuell ohne Wachstumszwang ???) beizutragen.

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